Ein Detektivspiel und das wahre Leben

Premiere: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
in den Kammerspielen
Christophers Vater (Timo Ben Schöfer) ist mit seinem Sohn (Sven Mattke) überfordert. (Foto: Nico Manger)

























In Mark Haddons Roman Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone macht sich ein Junge mit Asperger-Syndrom auf die Suche nach einem Mörder und kommt dadurch mit der Welt in Kontakt. Die kurzweilige Würzburger Bühnenadaption in der Regie von Nele Neitzke hatte am Donnerstag in den Kammerspielen Premiere und überzeugte durch Leichtigkeit und starke Bilder.

Eine Kritik von Anne Häusner

„Es ist am Wahrscheinlichsten, dass man von einem Familienmitglied umgebracht wird, am ersten Weihnachtsfeiertag.“ Das erfährt Cristopher Boone (Sven Mattke) während seiner Ermittlungen um den Mordfall in der Nachbarschaft: Der Hund der Nachbarin (Theresa Palfi) wurde mit einer Forke ermordet. Christopher ist 15 Jahre, 3 Monate und 2 Tage alt und mag weder Metaphern noch Berührungen. Er hat noch nie gelogen, und wenn er morgens vier rote Autos sieht, dann wird es ein guter Tag. Und Christopher schreibt einen Roman. Er lebt mit seinem Vater (Timo Ben Schöfer) in Swindon, einem kleinen Ort in England. Bis zum Tod des Hundes Wellington war Christophers Leben in Ordnung. Doch das Detektivspiel, den Mörder Wellingtons zu entlarven, deckt nicht nur das Geheimnis um einen toten Hund auf.

Das Stück basiert auf dem englischsprachigen Roman The Curious Incident of the Dog in the Night-Time und ist besonders in Bezug auf das Bühnenbild sehr interessant gestaltet. Neben relativ schlichten und wenigen Kulissen bildet das zentrale Element des Bühnenbilds von Anika Wieners die hintere Bühnenwand: Sie dient nicht nur Christophers Ermittlungsnotizen, sondern stellt gleichzeitig auch eine Projektion des Bodens dar, an die sich zum Beispiel eine Schauspielerin lehnt, als würde sie sich auf einem Strandtuch entspannen. Optisch sehr interessant und überzeugend.

Die wenigen Requisiten werden auf verschiedene Weise eingesetzt, das kleine schwarze Notizbuch, in das Christopher seine Notzen und seinen Roman kritzelt, ist während der gesamten Handlung präsent. Kostüm und Maske hält Veronica Silva-Klug unauffällig und schlicht, sehr personalisiert und auf die jeweiligen Rollen gut abgestimmt.

Die Regisseurin Nele Neitzke arbeitet mit ausdrucksstarken Bildern und auch pantomimischen Darstellungen, wenn zum Beispiel ein Darsteller einen Fahrkartenautomat mimt oder das Ensemble die Illusion erzeugt, sie befänden sich in einem fahrenden Zug.

Herausgekommen ist eine liebenswerte, sehr unterhaltsame, oft auch sehr lustige Inszenierung mit äußerst sympatischem und menschlichen Protagonisten. Viele unerwartete Wendungen geben dem Stück immer wieder eine neue Richtung und halten die Handlung über die gesamten 100 Minuten sehr kurzweilig. Teils komische, teils tragische, teils sehr interessante Figuren begegnen einem durch das ganze Stück hindurch immer wieder neu. Langeweile kommt nicht auf. Eine sehr gute Leistung der sechs Schauspieler, die alle bei der ausverkauften Premiere ihr Bestes geben. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Weitere Termine: 
15., 19., 21. und 26. April | 20 Uhr
6. Mai | 20 Uhr
12. Mai | 18 Uhr
14., 21. und 29. Mai | 20 Uhr
7., 17. und 30. Juni | 20 Uhr
7. Juli | 18 Uhr
12. und 19. Juli | 20 Uhr

Mehr Infos zum Stück auf der Seite des Mainfranken Theaters.

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