Das Theater - eine "ernste Spielwiese" für Bühnenbildner

Anika Wieners über ihren Traumjob Bühnenbildnerin

Anika Wieners im Malersaal des Mainfranken Theaters.
Anika Wieners (28) ist seit 2014 Bühnenbildassistentin am Mainfranken Theater und entwarf für zahlreiche Produktionen selbst das Bühnenbild. Sie studierte in Detmold und Kiel und kam für ihre erste Theateranstellung nach Würzburg. Mit Josephine Neubert sprach sie über ihre Faszination für Theaterausstattung und Würzburger Qualitäten.




Wie kommt man auf die Idee Bühnenbildnerin zu werden? 
Anika Wieners: Ich habe Innenarchitektur in Detmold studiert und szenisches Gestalten. Innenarchitektur ist ein ganz breiter Begriff und umfasst nicht nur die Einrichtung von Häusern und Läden, sondern es geht auch um Arbeit mit dem Raum. Und schon im Studium haben mich szenische Räume mehr interessiert, als fest gebaute Räume. Meine Professorin ist selber Bühnenbildnerin und hat mich ein wenig auf diesen Weg geleitet. Meinen Master "Raumstrategien" habe ich dann in Kiel gemacht. Das ist so etwas zwischen Bühnenbild, Freier Kunst und Kunst im öffentlichen Raum. Mein nächster Schritt sollte dann ans Theater gehen, weil es das vereint, was ich mag und womit ich gerne arbeite.

Welche Qualitäten sollte man dafür mitbringen? 
Wieners: Also man sollte auf jeden Fall stressresistent sein, zeitlichen Stress managen können und eine hohe Kommunikationsfähigkeit besitzen. Einfach um das zu verstehen, was der Regisseur will, zu sehen was die Schauspieler brauchen, was der Raum braucht und das alles in die Werkstätten kommunizieren. 60 Prozent des Berufes sind Kommunikation und Organisation. Texte sollte man in Bildsprache übersetzen können und sich bewusst machen, was man darstellen möchte.

Und es braucht Handwerk, oder? 
Wieners: Klar, technische Details! Kreativ sein im Künstlerischen und in Lösungen: Wie kann ich mit einem kleineren Budget, etwas Großes herstellen? Das sollte man sich überlegen können. Deswegen ist technisches Know-how und Kreativität natürlich auch gefragt.

Wie haben dich die Stationen deines Lebens nach Würzburg gebracht? 
Wieners: Die Stelle war ausgeschrieben, ich hab mich beworben und es hat geklappt! Es war die einzige Stelle, auf die ich mich beworben hatte, sozusagen ein Test und ich hatte keine Vorerfahrung am Theater in Form einer Hospitanz oder eines Praktikums. Es war ein totaler Glücksgriff.

Wie empfindest du die Stadt Würzburg? 
Wieners: Würzburg hat einen ganz langsamen Takt als Stadt, das mag ich gern. Und man kommt schnell ins Grüne, zu den Weinreben und an den Main. Erst seit ich im Main geschwommen bin, mag ich Würzburg wirklich. Aber es ist alles sehr ordentlich hier, mir fehlt ein wenig das Rotzige.

In welche Prozesse würdest du die Arbeit an einer Theaterproduktion einteilen? 
Wieners: Den ersten Schritt würde ich „Wissensaneignung“ nennen, das heißt recherchieren und natürlich das Stück lesen. Dann folgt ein Treffen mit dem Regisseur, um herauszufinden auf welche Aussage er abzielt. Ich muss aber auch für mich selbst herausfinden: Was möchte ich erzählen? Dann geht es los mit einer Besprechung in den Werkstätten, die unzählige Faktoren einschließt, die berücksichtigt werden müssen. Und als am Spannendsten empfinde ich die Bauprobe, das bedeutet, das Bühnenbild wird zum ersten Mal provisorisch aufgebaut aus Latten und Stoffen. Ich kann dann überprüfen, ob die Proportionen stimmen. Für mich ein sehr spannender Tag! Nun folgt die Planung in Bezug auf Materialien: welche Holzsorte oder welche Farbe soll es werden? Und was muss es aushalten können? Und so weiter.

Das alles passiert vor den eigentlichen Proben? 
Wieners: Mit dem Probenbeginn geht es für mich in die Endphase. In den letzten Wochen, wenn die Beleuchtungsproben stattfinden, ist für mich schon viel geschafft und es geht nur noch darum, einen runden Schliff zu finden, Kleinigkeiten ausbessern. Ab der Premiere hab ich nichts mehr damit zu tun.

Wie sieht dein Wunsch für die Zukunft aus? 
Wieners: Ich würde gerne als freie Bühnenbildnerin arbeiten, so dass ich tolle Projekte machen kann - an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Leuten.

Wie würdest du den Ort Theater in einem Wort beschreiben?
Wieners: Spielwiese, würde ich es nennen - ernste Spielwiese.


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