Konfrontation mit der Wirklichkeit

Premiere: Scheherazade im Großen Haus
Sindbad der Seefahrer (Aleksey Zagorulko) taucht in den Geschichten von Scheherazade auf. (Foto: Gabriela Knoch)


Die Premiere des Balletts Scheherazade von Anna Vita am Samstag war ein 
voller Erfolg. Anmutige Tänzerinnen und Tänzer sowie eine gut durchdachte Choreographie begeisterten das vollbesetzte Große Haus des Mainfranken Theaters.

Eine Kritik von Karin Nikolaus

Eine wunderschöne Insel, die mit Müll überhäuft wird, eine Wüste, in der Menschen vor dem Tod flüchten und schließlich das Weltall, in dem sich ein Mensch ganz klein fühlen kann, ganz allein in den unendlichen Weiten des Raums, wären da nicht die Raketen, die die Schwärze durchdringen. Das sind die Orte, in die Scheherazade (Kaori Morito) ihren Mann, den Sultan (Mihael Belilov) und auch das Publikum des Mainfranken Theaters entführt, um sich und alle Frauen vor der mörderischen Wut des Sultans zu retten.

Die Geschichten aus Tausenundeiner Nacht, die den Okzident für den Orient begeisterten und die mit dem Ehebruch der Gemahlin (Camilla Mateucci) des Sultans beginnen, dürfte wohl jeder kennen. Dieser missfallen die frauenfeindlichen Regeln am Hof und sie wagt es nicht nur, ihre Haare offen zu tragen, sondern auch, sich mit drei Sklaven zu vergnügen. Der Sultan ist darüber so erzürnt, dass er sie umbringt und von der Falschheit der Frauen so überzeugt, dass er sich jeden Tag mit einer neuen verheiratet und sie am nächsten Morgen tötet. Der Wesir (Felipe Soares Cavalcante) ist mit dem Verhalten seines Herrn nicht einverstanden, kann aber nichts dagegen tun. Allerdings hat seine Tochter Scheherazade eine Idee: Sie lässt sich mit dem Sultan vermählen und bittet ihre Schwester (Ran Takahashi), am Abend zu ihr zu kommen und sie nach einer Geschichte zu fragen. Scheherazade fängt also an zu erzählen und nimmt den Sultan mit auf die Abenteuer des Seefahrers Sindbad (Aleksey Zagorulko), hört aber an einer besonders spannenden Stelle auf, so dass der Sultan sie nicht umbringt, um am nächsten Abend die Fortsetzung hören zu können.

Cara Hopkins. (Foto: Gabriela Knoch)
Während Scheherazade dem Sultan mit ihren Geschichten einen Blick in die Zukunft ermöglicht, bekommt das Publikum beeindruckende Tanzszenen zu sehen, die allerdings vor allem am Anfang nicht immer synchron sind sowie abwechslungsreiche Kostüme von Stephan Stanisic. Die Musik von Nikolai Rimski-Korsakow und Fazil Say, gespielt vom Philharmonischen Orchester Würzburg unter der Leitung von Sebastian Beckedorf, hilft sowohl bedrohliche, als auch glückliche oder traurige Momente der Figuren mitzuerleben, da sie immer genau den richtigen Ton anschlägt. Doch in diesem Ballett von Anna Vita geht es nicht nur um die Schönheit des Tanzes an sich, sondern es soll gezielt auf die großen Probleme unserer heutigen Gesellschaft aufmerksam gemacht werden. So sieht man nicht nur Umweltzerstörung, sondern auch Flüchtlinge, ausgebombte Städte und den Schaden, den die Menschen sogar im Weltraum anrichten.

Wer Ballett mag, kann sich auf anmutige Tänzerinnen und Tänzer und eine Choreographie freuen, in die auch moderne und orientalische Strömungen einfließen. Das Publikum des Mainfranken Theaters war auf jeden Fall begeistert, am Schluss gab es Standing Ovations.

Weitere Vorstellungen: 26., 29. und 31. Januar, 6., 10., 13., 18., 21. und 24. Februar,
13., 24. und 28. März | 19.30 Uhr,
28. Februar | 15 Uhr


Das meint Josephine zu Anna Vitas Scheherazade:


Mehr Infos zum Stück auf der Seite des Mainfranken Theaters.

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